„Insect Farming with Ease“: Insekten als nachhaltige Ernährungsform
Vom 14. Februar bis 20. Mai 2022 betreute die Wilhelm Büchner Hochschule in Kooperation mit dem EIAB (Europäisches Institut für Arbeitsbeziehungen e. V.) eine Case Study zum Thema „Smart Insect Farming“ im ERASMUS+-Programm „SmartSoc: Education of Future ICT Experts based on Smart Society Needs“.
Dahinter steckt „Entomophagie“ – ein Fachbegriff, der sowohl den Verzehr von Insekten durch den Menschen als auch deren Nutzung als Futtermittel beschreibt.
Was in bestimmten Teilen der Welt gewöhnlich ist und tagtäglich praktiziert wird, ist in westlich geprägten Kulturen bisher nur bedingt vorstellbar. So findet man hierzulande Insekten maximal auf der Speisekarte exotischer Restaurants oder kann sie z. B. als Energieriegel über das Internet bestellen. Ein Salat mit Insektentopping in einer gutbürgerlichen deutschen Gaststätte? Bisher undenkbar.
Dabei gilt die Entomophagie als bedeutender Baustein für die Umsetzung nachhaltiger Ernährungsformen und wird u. a. im Rahmen von Horizon Europe und von der Welternährungsorganisation als zentrales Forschungs- und Handlungsfeld der Zukunft hervorgehoben.
Ein erster für europäische Insekten-Start-ups erfreulicher Schritt ist bereits getan: Die Europäische Union hat den gelben Mehlwurm und die europäische Wanderheuschrecke im Jahr 2021, die Hausgrille Anfang 2022 als neuartige Lebensmittel zugelassen.
Vorteile insektenbasierter Lebensmittel
Insekten sind reich an Proteinen, Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen sowie ungesättigten Fettsäuren und stellen damit einen guten Nährstofflieferanten dar.
Im Vergleich zur herkömmlichen Lebensmittelproduktion wird bei der Entomophagie deutlich weniger CO2 freigesetzt, der Wasserverbrauch ist geringer und Ackerflächen werden eingespart. Und weil Insekten auch Lebensmittelabfälle und Reststoffe zu hochwertigen Nährstoffen verwerten, tragen sie zu einer Circular Economy und der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung bei.
Die Produktion bringt entsprechend deutliche Vorteile für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft mit sich, ist gleichzeitig aber auch mit gewissen Herausforderungen verbunden. Unter anderem sehen sich Forscher:innen und Expert:innen mit hohen Produktionskosten und dem Fehlen fundierter Daten zur optimalen Aufzucht von Insekten konfrontiert.
Case Study im ERASMUS+-Programm
Gemeinsam mit Prof. Dr. Lutz Büchner vom EIAB (WBH-Kooperationspartner) betreuten Prof. Dr. Zeynep Tuncer und Prof. Dr. Klaus Fischer als Expert:innen und Ansprechpartner:innnen in den Kompetenz-Clustern „Digitalisierung, Data Science und KI“ bzw. „Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit“ ein studentisches Projektteam aus fünf Nationen bei der Entwicklung eines Businessplans für Technologien im Bereich des Smart Insect Farming.
In den zurückliegenden Monaten arbeitete das Projektteam an dem Ziel, ein Sensor- und Monitoringsystem zu entwickeln, das die Insektenzucht optimiert und vereinfacht. Mit Hilfe der betrachteten Technologien, die auf Bilderkennung und künstlicher Intelligenz beruhen, wird es in Zukunft auch kleineren Start-ups und privaten Züchtern möglich sein, kostengünstig Insektenzucht zu betreiben. Die Entwicklung ist zudem aus nachhaltiger Sicht äußerst interessant: Die Hardware besteht aus recycelten Smartphones.
Im Rahmen des Projekts arbeiteten die Teilnehmer:innen mit den verschiedenen Lebensstadien des schwarzen Mehlkäfers, dessen Larven als „gelbe Mehlwürmer“ zu unterschiedlichen Lebensmitteln verarbeitet werden können.
Am 20. Mai wurden nun die Ergebnisse der Case Study und damit der Businessplan für das entworfene Start-up „INSPIRINSECT“ an der Polytechnischen Universität Valencia vor einem Konsortium aus 13 europäischen Mitgliedshochschulen vorgestellt und von einer Jury bewertet.
Die Case Study zum Thema „Smart Insect Farming“ war ein voller Erfolg und für alle Beteiligten eine tolle Erfahrung mit viel Spaß und Lerneffekten.
Wir danken allen Teilnehmer:innen herzlich für ihr Mitwirken!