Chat GPT an Hochschulen

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ChatGPT ist überall präsent. Dabei wird verstärkt über Möglichkeiten und Grenzen der künstlichen Intelligenz diskutiert. Doch wie funktioniert ChatGPT genau? In welchen Anwendungsbereichen kann es, vor allem im Bereich der Hochschule, eingesetzt werden? Wie wirkt sich die Ausbreitung von Chatbots wie ChatGPT auf die Art der Kommunikation aus?

Diese Fragen beantwortet uns Dr.-Ing. Männle, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Informatik der Wilhelm Büchner Hochschule. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt insbesondere die künstliche Intelligenz.

Herr Männle, was ist ChatGPT genau, und wie funktioniert es?
ChatGPT ist ein sogenannter Chatbot, also ein Roboter, mit dem man chatten kann. In einem textbasierten Dialog geht es auf Fragen ein und berücksichtigt auch früher gestellte Fragen und Antworten. So entsteht der Eindruck, als würde man ein persönliches Gespräch führen.
Solche Chatbots gibt es schon seit Mitte der 1960er-Jahre, aber die jüngste Generation wie ChatGPT hat eine bis dato nicht erreichte Qualität erzielt, die neue Anwendungsgebiete eröffnet.
Die Funktionsweise aktueller Chatbots beruht auf sogenannten Large Language Models (LLM), die als Basis frei verfügbare Wissensbasen wie zum Beispiel Wikipedia und große Teile der zugreifbaren Texte im Internet enthalten. Das grundlegende Verfahren der Textgenerierung funktioniert ähnlich wie die Textvorschläge im Mobiltelefon: Tippt man das Wort „Herzliche“, kommt von der Maschine der Vorschlag „Grüße“, weil diese Kombination allgemein üblich ist und man sie in der Vergangenheit schon häufig benutzt hat.
LLMs berechnen dies natürlich in viel größerem Kontext und schlagen nicht nur ein Wort, sondern ganze Textpassagen vor. Neben diesen mathematischen Wahrscheinlichkeiten für häufig vorkommende Wortkombinationen werden die Antworten der LLMs mit KI-Algorithmen verbessert. Bei ChatGPT kommt eine Variante des sogenannten Reinforcement Learning zum Einsatz, bei der die Reaktionen der Nutzer ausgewertet werden, um als gut klassifizierte Antworten zukünftig stärker zu gewichten. Außerdem wurde ChatGPT mit Schutzmechanismen versehen, die illegale Antworten verhindern sollen.

In welchen Anwendungsbereichen kann ChatGPT eingesetzt werden?
Fragen wir doch ChatGPT selbst! Die Antwort vom 14.04.2023 zur Frage lautet:
„ChatGPT ist ein vielseitiges Tool, das in verschiedenen Anwendungsbereichen eingesetzt werden kann. Hier sind einige Beispiele:

  1. Kundenservice: ChatGPT kann als virtueller Kundendienstmitarbeiter eingesetzt werden, um Kundenanfragen zu beantworten und Probleme zu lösen.
  2. Bildung: ChatGPT kann in der Bildung eingesetzt werden, um Lernenden zu helfen, Fragen zu beantworten, Konzepte zu erklären und Probleme zu lösen.
  3. Gesundheitswesen: ChatGPT kann im Gesundheitswesen eingesetzt werden, um Patienten bei der Beantwortung von Fragen zu Symptomen, Diagnosen, Behandlungen und medizinischen Vorsorgeuntersuchungen zu helfen.
  4. Marketing und Verkauf: ChatGPT kann im Marketing und Verkauf eingesetzt werden, um Kundenfragen zu Produkten und Dienstleistungen zu beantworten und um Interessenten zu qualifizieren.
  5. Personalwesen: ChatGPT kann im Personalwesen eingesetzt werden, um Fragen von Mitarbeitern zu beantworten, Prozesse zu automatisieren und Recruiting-Aktivitäten zu unterstützen.
  6. Technischer Support: ChatGPT kann im technischen Support eingesetzt werden, um Kunden bei der Lösung technischer Probleme zu unterstützen.
  7. Medien: ChatGPT kann im Medienbereich eingesetzt werden, um automatisierte Übersetzungen, Zusammenfassungen und Schreibvorschläge zu liefern.

Das sind nur einige Beispiele, wie ChatGPT eingesetzt werden kann. Die Einsatzmöglichkeiten sind jedoch nahezu unbegrenzt und können je nach Bedarf und Kontext variieren.“ (Ende der generierten Antwort vom 14.04.2023)
Die Stärken der neuen Chatbots liegen in der Verarbeitung natürlicher Sprache, insbesondere bei Themen und Fragestellungen, auf die es im Internet schon Kommentare und Antworten gibt. Dabei arbeiten die Chatbots nicht nur wie eine Suchmaschine und finden die von Menschen geschriebenen Kommentare, sondern sind auch in der Lage, zwischen Sprachen zu übersetzen sowie mehrere Antworten zu kombinieren und daraus neue zu generieren. Den LLMs liegt aber kein Weltbild und keine Lebenserfahrung zugrunde. Das heißt, die Chatbots „verstehen“ die Frage (und auch die Quelldaten) nicht wirklich.
Die von LLMs generierten Antworten sind sprachlich in der Regel sehr gut formuliert. Das birgt die Gefahr, dass man auch den Inhalt als hochwertig erachtet und ungeprüft übernimmt. Die inhaltliche Qualität der Antworten aber deckt, zumindest derzeit, das komplette Spektrum ab, von absolut brillant bis schlichtweg dumm. So kann ChatGPT aktuell viele, auch durchaus anspruchsvolle Programmieraufgaben in allen gängigen Programmiersprachen lösen, scheitert aber beispielsweise an einer einfachen Multiplikation zweier großer Zahlen: „73347 * 10576 ergibt 775.097.472.“ (Antwort von ChatGPT auf die Frage „Was ergibt 73347 * 10576?“ am 14.04.2023. Richtig wäre 775.717.872.) Neben falschen Behauptungen enthalten die generierten Texte auch immer wieder erfundene Quellenangaben („Datenhalluzination“). Die Hersteller von Chatbots arbeiten intensiv an Verbesserungen zur Vermeidung solcher falschen Antworten.

Welche Auswirkung wird die Verbreitung von ChatGPT auf die Art und Weise haben, wie wir miteinander kommunizieren und Informationen austauschen?
Mit den neuen Chatbots ist es einfach geworden, große Mengen an Text zu erzeugen, die aufgrund der hohen Sprachqualität nach einem/einer menschlichen Autor:in aussehen. Die Richtigkeit der Inhalte entspricht aber nicht immer dem ersten Anschein. Um die inhaltliche Qualität von Texten einzuschätzen, wird das kritische Reflektieren und die Prüfung der Quellen noch wichtiger als bisher. Wenn wir direkt miteinander kommunizieren, sollten Chatbots keine große Rolle spielen, aber bei der anonymen Suche im Internet dürften moderierte Plattformen mit verifizierten Quellen an Bedeutung gewinnen. Einige solcher Plattformen wie zum Beispiel stackoverflow, eine Expertenplattform für Software-Entwickler, haben Chatbot-generierte Antworten verboten.
Es ist zu erwarten, dass Routineaufgaben mithilfe von Chatbots bearbeitet oder komplett auf die Maschine übertragen werden, sowohl von Studierenden als auch von Lehrenden.

In welchen Bereichen kann ChatGPT konkret an Hochschulen eingesetzt werden?
Chatbots wie ChatGPT können überall dort gut als Werkzeug eingesetzt werden, wo natürlichsprachliche Texte benötigt werden. Auch die Analyse von Dokumenten kann beschleunigt werden. Ähnlich zum Einsatz von Suchmaschinen kann man Ideen generieren oder Schreibblockaden lösen. Bereits im professionellen Einsatz befindet sich die durch LLMs unterstützte Suche nach Programmierfehlern. Die von ChatGPT generierten Texte sind sprachlich in der Regel sehr gut formuliert, sodass man oft ganze Textpassagen übernehmen kann und die Schreibarbeit effizienter wird. Die inhaltliche Verantwortung verbleibt jedoch bei den Autor:innen. Das heißt, inhaltliche Angaben sind durch eigenes Wissen oder zuverlässige Quellen abzusichern. Auch sind Fragen zum Urheberrecht noch nicht endgültig geklärt. Erfahrungen, wie moderne Chatbots zielführend eingesetzt werden können, werden gerade erst gemacht.
Im Bereich der Studierendenbetreuung startete die DWG das Projekt „KI-gestützter Online-Tutor“, bei dem auch wir von der WBH beteiligt sind.

Wie, glauben Sie, werden sich durch ChatGPT Prüfungsformen wie z. B. Hausarbeiten verändern?
Die Auswirkungen von Chatbots auf Prüfungsformen werden derzeit an allen Hochschulen heiß diskutiert. Die Reaktionen reichen von absolutem Verbot über Kennzeichnungspflicht bis hin zu Kursangeboten zur effizienten Nutzung von Chatbots. Persönlich neige ich eher zu Letzterem, das heißt, dem Vermitteln eines verantwortungsvollen Umgangs mit den neuen Werkzeugen. Es gibt schon erste Stellengesuche, in denen Chatbot-Erfahrung als Qualifikation nachgefragt wird.

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Wie aus dem Interview mit Dr.-Ing. Männle hervorgeht, wird klar, dass künstliche Intelligenzen wie ChatGPT ein enormes Potenzial an verschiedenen Anwendungsbereichen, insbesondere an Hochschulen, bietet. Gleichzeitig besteht auch das Risiko, dass sich Studierende zu sehr auf die Richtigkeit der vorgefertigten Antworten und Lösungen verlassen. Das kritische Reflektieren wird somit von größerer Bedeutung sein – und das bleibt dem Menschen selbst überlassen. Eine KI kann das menschliche (Mit-)Denken also nicht ersetzen. Neben grundlegenden Fragestellungen zur Funktionsweise oder zu Anwendungsgebieten von ChatGPT stellt sich auch die Frage, wie ChatGPT mit ethischen Grundsätzen zu verbinden ist.

ChatGPT und Ethik – Stellungnahme des Deutschen Ethikrates
Am 20. März 2023 hat der Deutsche Ethikrat seine Stellungnahme „Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz“ veröffentlicht, in der er die Auswirkungen von KI auf das menschliche Selbstverständnis und Miteinander untersucht. Julian Nida-Rümelin, stellvertretender Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, betont: „KI-Anwendungen können menschliche Intelligenz, Verantwortung und Bewertung nicht ersetzen.“ Es ist demnach nicht ausreichend, Technologien zu verstehen. Die Beurteilung von KI muss immer kontext-, anwendungs- und personenspezifisch erfolgen.
Dabei untersucht der Deutsche Ethikrat exemplarisch vier Anwendungsbereiche: Medizin, schulische Bildung, öffentliche Kommunikation und Meinungsbildung sowie öffentliche Verwaltung. Für diese Bereiche formuliert er Empfehlungen, die die Privatsphäre von Menschen schützen und Diskriminierung durch den Einsatz von KI verhindern sollen. Bereichsübergreifend ist festzuhalten, dass KI, wie z. B. ChatGPT, Entscheidungen unterstützt, aber nicht ersetzt. Die Interessen der Menschen müssen in den Mittelpunkt gestellt werden, und gleichzeitig darf es zu keiner Einschränkung menschlicher Kontrolloptionen kommen.
Es bleibt spannend, wie sich das Thema KI/ChatGPT insbesondere im Bereich der Bildung weiterentwickeln wird. Fragen wir hierzu ChatGPT abschließend selbst nach einer Prognose (Antwort vom 21.04.2023):
„Es ist schwierig, eine genaue Prognose abzugeben, aber es gibt Hinweise darauf, dass sich das Thema ‚ChatGPT an Hochschulen‘ in Zukunft weiterentwickeln wird. Einige Hochschulen könnten ChatGPT als Lehrmittel nutzen, um Studenten bei der Entwicklung von Fähigkeiten wie kritischem Denken, Schreiben und Problemlösung zu unterstützen. Andere könnten ChatGPT als Hilfsmittel in der Forschung einsetzen, um zum Beispiel Chatbots mit besserer Intelligenz zu entwickeln. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Technologie weiterentwickelt und wie Hochschulen sie in Zukunft einsetzen werden.“ (Ende der Antwort vom 21.04.2023)

Wer sich für künstliche Intelligenz interessiert und sich in diesem spannenden, zukunftsorientierten Bereich weiterbilden möchte, findet hier alle Informationen zu unserem Bachelorstudiengang „KI und Maschinelles Lernen“. Anmeldungen zu unseren Online-Infoveranstaltungen sind hier möglich.

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