Richtig gendern in der wissenschaftlichen Arbeit

Disclaimer: Jede Hochschule hat andere Regeln und Vorschriften. Dieser Artikel enthält allgemeine Informationen zum Thema. Informieren Sie sich stets bei Ihrer Hochschule nach den gültigen Vorschriften.

Mittlerweile ist es an manchen Universitäten und in verschiedenen Studiengängen gerne gesehen, in der wissenschaftlichen Arbeit zu gendern. Das soll anderen Geschlechteridentitäten Rechnung tragen, doch es gibt einige Fallstricke, die es zu vermeiden gilt. Folgende Fragen werden hier geklärt:

  • Ist es Pflicht, in wissenschaftlichen Arbeiten zu gendern?
  • Wann muss in wissenschaftlichen Arbeiten gegendert werden?
  • Wie gendert man in wissenschaftlichen Arbeiten?
  • Was sind Vorteile und Nachteile des Genderns?
  • Wie können wissenschaftliche Arbeiten genderneutral verfasst werden?
     

Ist es Pflicht in wissenschaftlichen Arbeiten zu gendern?

In wissenschaftlichen Arbeiten besteht grundsätzlich keine Pflicht, zu gendern. Allerdings erreicht eine geschlechtsneutrale Sprache mehr Menschen. Daher kann es sinnvoll sein, die Arbeit gendersensible zu verfassen. Allerdings ist es in wissenschaftlichen Texten üblich, genderneutral zu formulieren und das generische Maskulinum, die männliche Form, zu vermeiden.

Wann muss in wissenschaftlichen Arbeiten gegendert werden?

An manchen Universitäten drohen Studierenden schlechtere Noten, wenn sie nicht gendern. Es ist daher ratsam, die wissenschaftliche Arbeit geschlechtergerecht zu formulieren. Am besten informieren Sie sich in den Richtlinien der Hochschule oder bei der zuständigen Betreuungsperson, ob entsprechende Richtlinien bestehen.

Welche Arten gibt es in wissenschaftlichen Arbeiten zu Gendern?

In wissenschaftlichen Arbeiten gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Arbeit gendergerecht zu formulieren. Wichtig ist, dass die Formulierungen möglichst einheitlich sind.

  1. Abkürzungen: Student/-in. Die Partizipform kann verwendet werden, um Personenbezeichnungen geschlechtsneutral zu gestalten.
  2. Alternative Formulierungen: Anstelle von "Studenten" kann man "Studierende" schreiben.
  3. Das Binnen-I verwenden: StudentInnen
  4. Der Unterstrich (Gendergap): Student_innen
  5. Das Gendersternchen: Student*innen. Am Gendersternchen wird oftmals kritisiert, dass es den Lesefluss stören kann.
  6. Der Schrägstrich: Student/innen. Der Schrägstrich kann ebenfalls beim Lesen stören.
  7. Der Doppelpunkt: Student:innen. Auch bei der Verwendung des Doppelpunkts wird kritisiert, dass er den Lesefluss stören kann.
  8. Generisches Femininum: Hier wird das Feminium als allgemeine Form verwendet, unabhängig vom Geschlecht. Beispiel: Jede, die studiert, sollte ihre Unterlagen dabei haben.
  9. Generisches Maskulinum: Hier wird das Maskulinum als allgemeine Form verwendet, unabhängig von der Geschlechteridentität. Beispiel: Jeder Student sollte seine Unterlagen dabei haben.
  10. Konsequente Doppelnennung: Studenten und Studentinnen – durch die Nennung beider Formen.
  11. Wechselmodell: "Ein Student sollte immer aufmerksam im Unterricht sein." Im nächsten Abschnitt: "Eine Studentin sollte ihre Hausaufgaben stets pünktlich abgeben." Hierbei wechselt man bewusst zwischen Maskulinum und Femininum, um beide Geschlechter repräsentativ einzubeziehen. Achtung: Dieser Wechsel kann im Lesefluss irritieren. In wissenschaftlichen Arbeiten ist diese Art deshalb nicht zu empfehlen.

Vorteile & Nachteile am Gendern in wissenschaftlichen Arbeiten

Gendern in wissenschaftlichen Arbeiten kann Vor- und Nachteile haben.

 

Vorteile am Gendern in wissenschaftlichen Arbeiten

Folgende Vorteile hat es, wenn Sie Ihre Texte gendersensibel schreiben.

  1. Gleichstellung und Inklusion: Durch das Gendern werden alle Geschlechter gleichermaßen in Texten durch Sichtbarmachung berücksichtigt und repräsentiert. Es kann sich ein neues Verständnis von Rollenbildern in der Gesellschaft entwickeln.
  2. Sichtbarkeit erhöhen: Besonders marginalisierte und nicht-binäre Geschlechtsidentitäten erhalten durch korrektes Gendern mehr Sichtbarkeit in wissenschaftlichen Diskursen.
  3. Vermeidung von Bias: Durch bewusstes Gendern können unbewusste Vorurteile und Geschlechterstereotype vermieden oder zumindest reduziert werden.
  4. Präzision in der Sprache: Das Gendern kann dazu beitragen, dass die Sprache genauer und spezifischer wird, insbesondere wenn es um Geschlechterfragen geht.
  5. Bewusstseinsbildung: Das Gendern fördert das Bewusstsein für Geschlechtervielfalt und kann somit zur Bildung einer sensibleren und inklusiveren Forschungsgemeinschaft beitragen.
  6. Förderung des wissenschaftlichen Fortschritts: Da Forschung sich ständig weiterentwickelt und moderne wissenschaftliche Arbeiten die gesellschaftliche Realität widerspiegeln sollten, trägt Gendern zur Modernisierung und Relevanz wissenschaftlicher Texte bei.
  7. Glaubwürdigkeit und Relevanz: Insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften kann das bewusste Gendern dazu beitragen, dass die Arbeit als aktuell, informiert und in Einklang mit zeitgenössischen Diskussionen wahrgenommen wird.

Nachteile beim Gendern in wissenschaftlichen Arbeiten

Folgende Nachteile können beim Gendern bestehen.

  1. Lesefluss: Das Gendern kann den Lesefluss stören, besonders wenn der Text viele gegenderte Formulierungen enthält.
  2. Komplexität: Insbesondere für Personen, die nicht mit den Gender-Regelungen vertraut sind, kann geschlechtersensible Sprache zu Verwirrung und Komplikationen führen.
  3. Inkonsistenz: Es gibt nicht immer klare oder einheitliche Richtlinien zum Gendern, was zu Inkonsistenzen in der Anwendung führen kann.
  4. Traditionelle Sprachstruktur: Kritiker argumentieren, dass geschlechtsneutrale Sprache die traditionelle Sprachstruktur und Grammatik verändert.
  5. Akzeptanz: Nicht alle Mitglieder der wissenschaftlichen Gemeinschaft akzeptieren oder unterstützen das Gendern, was zu Meinungsverschiedenheiten oder sogar Konflikten führen kann.
  6. Verlängerung des Textes: Durch das Gendern können Texte länger werden, besonders wenn konsequent gedoppelt wird.
  7. Ästhetische Bedenken: Einige Kritiker finden, dass gegenderte Formulierungen, insbesondere solche mit Sternchen oder Unterstrichen, unästhetisch oder störend wirken.
  8. Mögliche Fehlinterpretation: Bei unsachgemäßer Anwendung kann das Gendern zu Missverständnissen oder Fehlinterpretationen führen.
  9. Barrieren für Nicht-Muttersprachler: Für Personen, die die Sprache nicht als Muttersprache sprechen, kann das Gendern zusätzliche Verständnishürden darstellen.
  10. Zeitaufwand: Das Recherchieren und Anwenden von gegenderten Formulierungen kann zeitaufwendiger sein als das Verfassen herkömmlicher Texte.

Wie können wissenschaftliche Arbeiten genderneutral verfasst werden?

Es ist nicht immer leicht, genderneutrale wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen, um geschlechter- und gendergerecht zu formulieren. Allerdings gibt es einige Strategien und Kniffe, mit denen das Gendern leichter fällt.

  • Neutrale Berufs- und Personenbezeichnungen verwenden: Statt "Studenten" kann man "Studierende" sagen. Anstelle von "Lehrer" und "Lehrerinnen" kann "Lehrkräfte" verwendet werden.
  • Passive Formulierungen: Statt "Ein Ingenieur muss seine Ergebnisse präsentieren" kann man sagen "Ergebnisse müssen präsentiert werden".
  • Plural verwenden: Manchmal kann die Verwendung von Pluralformen helfen, Geschlechtsneutralität zu erreichen. Zum Beispiel: "Forscher sollten ihre Daten teilen" kann zu "Forschende sollten ihre Daten teilen" geändert werden.
  • Relativsätze und verwenden: "Personen, die in diesem Bereich arbeiten, sollten..." statt "Arbeiter sollten...".
  • Pronomen variieren: Verwenden Sie "sie" oder "er" abwechselnd oder vermeiden Sie Geschlechtspronomen ganz, wenn möglich.
  • Unpersönliche Formulierungen: Verwenden Sie das unpersönliche "man" oder "es", um geschlechtsneutrale Aussagen zu treffen, z. B. "Man könnte argumentieren, dass...".
  • Alternative Begriffe suchen: Zum Beispiel "Elternteil" statt "Mutter/Vater" oder "Kind" statt "Sohn/Tochter".
  • Verallgemeinerte Begriffe nutzen: Statt "Geschäftsmann" kann "Geschäftsperson" verwendet werden.

Gendern durch Disclaimer in wissenschaftlichen Arbeiten umgehen

Mit einem Disclaimer können Sie das Gendern in wissenschaftlichen Arbeiten umgehen. Dieser Hinweis ist ein kurzer Disclaimer und soll dem Leser signalisieren, dass, obwohl möglicherweise nicht alle Geschlechter explizit genannt werden, alle Geschlechter gemeint und eingeschlossen sind. Auch zeigt er, dass keine Geschlechter ausgeschlossen werden sollen. Bedenke jedoch, dass dieser nicht immer gerne gesehen ist. Der Disclaimer könnte wie folgt lauten:  "Im Interesse der Lesbarkeit wird im folgenden Text das generische Maskulinum verwendet. Es sind jedoch stets Personen jeglichen Geschlechts gemeint."

Checkliste: So wird in wissenschaftlichen Arbeit richtig gegendert

Zusammenfassend erklären wir nochmals anhand unserer Checkliste, wie man in wissenschaftlichen Arbeiten richtig gendert, um geschlechter- und gendergerecht zu formulieren.

  • Erkundigen Sie sich, ob es eine Genderrichtlinie an der Hochschule gibt und informieren Sie sich über den jeweiligen Lehrstuhl
  • Entscheiden Sie sich für eine Art, in geschlechterneutraler Form zu formulieren, und bleiben Sie dieser treu und einheitlich.
  • Nutzen Sie Strategien und Kniffe, um gendergerecht zu schreiben, versuchen Sie beispielsweise neutrale Berufsbezeichnungen wie „Lehrkräfte“ zu verwenden
  • Sollte es keine Regeln Ihrer Hochschule oder Universität geben, können die einen Disclaimer verwenden, um das Gendern innerhalb des Textes zu umgehen.

Häufig gestellte Fragen zum Gendern in wissenschaftlichen Arbeiten

Warum sehen einige Personen Gendern in wissenschaftlichen Arbeiten als wichtig an?

Eine gendersensible Sprache stellt sicher, dass sich alle Menschen, auch intersexuelle Personen, angesprochen fühlen. Je nach Hochschule oder Universität wird hierauf sehr geachtet.

Wie gendert man in wissenschaftlichen Arbeiten?

Es gibt viele Möglichkeiten, um zu Gendern. Beispielsweise, indem man Personenbezeichnungen, die Doppelnennung, den Doppelpunkt, das Gendersternchen oder die Partizipform nutzt.

Gibt es eine Pflicht, in wissenschaftlichen Arbeiten zu gendern?

Eine Gender-Pflicht besteht nicht. Vereinzelt kann es jedoch zu Punktabzug kommen. Informieren Sie sich vor dem Verfassen Ihrer Arbeit deshalb immer bei ihrer Ansprechperson.

 

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