Methodik der wissenschaftlichen Arbeit
Disclaimer: Jede Hochschule hat andere Regeln und Vorschriften. Dieser Artikel enthält allgemeine Informationen zum Thema. Informieren Sie sich stets bei Ihrer Hochschule nach den gültigen Vorschriften.
In wissenschaftlichen Arbeiten spielt die Methodik eine zentrale Rolle. Sie beschreibt die Herangehensweise, die verwendet wird, um Forschungsfragen zu beantworten, Daten zu sammeln, zu analysieren und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Wahl der richtigen Methodik hängt z. B. von der Art der Forschungsfrage, den zur Verfügung stehenden Ressourcen und den angestrebten Zielen der Studie ab. In diesem Text werden u. a. quantitative und qualitative Forschungsmethoden genauer betrachtet, sowie wichtige Schritte zur Erstellung des Methodik-Teils in wissenschaftlichen Arbeiten erläutert.
Was ist die Methodik in wissenschaftlichen Arbeiten?
Die Methodik in wissenschaftlichen Arbeiten (z. B. Bachelor- oder Masterarbeiten) ist die Herangehensweise, die verwendet wird, um Forschungsfragen zu beantworten, Daten zu sammeln, zu analysieren und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Wahl der Methodik hängt von der Art der Forschungsfrage, den verfügbaren Ressourcen und den Zielen der Studie ab. Ein klar formulierter Methodikteil einer wissenschaftlichen Arbeit ermöglicht es, die Forschungsarbeit nachzuvollziehen und zu bewerten. Das stärkt die Glaubwürdigkeit und Qualität der wissenschaftlichen Arbeit. Die Methodik ist oft ein entscheidender Abschnitt in Forschungsarbeiten, insbesondere in Abschlussarbeiten und Dissertationen.
Methodiken für wissenschaftliche Arbeiten im Überblick
Insbesondere in der Empirie der Sozialwissenschaften gibt es zwei übergeordnete Methodiken des wissenschaftlichen Arbeitens: Quantitative und qualitative Forschungsmethoden. Beide Varianten haben ihre Gütekriterien und Vor- & Nachteile.
Quantitative Forschungsmethoden
Bei quantitativen Forschungsmethoden geht es um die Erhebung, Auswertung und Analyse von Zahlen, bzw. zähl- oder messbaren Daten. Damit sollen empirische Muster und Zusammenhänge festgestellt werden.
Quantitative Forschungsmethoden umfassen z. B.:
- Experimente: kontrollierte Studien, bei denen Forschende eine unabhängige Variable manipulieren und die Auswirkungen auf eine abhängige Variable messen, um Kausalzusammenhänge zu bestimmen.
- (Standardisierte) Beobachtung: die systematische Datenerhebung durch das Beobachten von Verhalten oder Phänomenen in natürlichen oder kontrollierten Umgebungen.
- Umfragen: die Sammlung von Daten durch standardisierte Fragebögen oder Interviews, um Informationen über Meinungen, Einstellungen oder Verhaltensweisen von Teilnehmern zu erhalten.
- Nutzwertanalyse: Die Nutzwertanalyse wird dazu verwendet, verschiedene Alternativen oder Optionen anhand einer systematischen Bewertung zu vergleichen und eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Bei diesen Forschungsmethoden handelt es sich um deduktive Forschungsmethoden. Die deduktive Forschungsmethode beginnt mit einer allgemeinen Theorie oder Hypothese und testet dann spezifische Vorhersagen oder Hypothesen auf der Grundlage dieser Theorie. Der deduktive Forschungsansatz ist typisch für die quantitative Forschung und wird häufig in naturwissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Studien angewendet.
Qualitative Forschungsmethoden
Bei qualitativen Forschungsmethoden geht es nicht um zählbare Daten, sondern um die Beschaffenheit von Untersuchungsgegenständen. Bei diesen Forschungsmethoden geht es primär darum, sich ausführlich Einzelfällen zu widmen und dabei neue Erkenntnisse über soziale Phänomene, Meinungen und Erfahrungen zu gewinnen.
Wenn Sie qualitativen Forschungsmethoden anwenden, sollten Forschende stets die Intersubjektivität beachten, um aussagekräftige und zuverlässige Forschungsergebnisse zu erzielen. Intersubjektivität bedeutet, dass Wissen und Bedeutung nicht rein objektiv sind, sondern in sozialen Interaktionen und Diskussionen entstehen.
Qualitative Forschungsmethoden sind z. B.:
- Interviews (meist Leitfadeninterview oder Experteninterview): Gespräche mit Interview-Teilnehmerinnen und -teilnehmern, um tiefgehendes Verständnis für deren Ansichten und Erfahrungen zu erlangen. Es sollte eine Transkription der Interviews bzw. Experteninterviews für den Anhang der Arbeit erstellt werden.
- Diskussionen in Fokusgruppen: Gruppendiskussionen zur Erforschung gemeinsamer Meinungen und Einstellungen.
- Ethnografie: Intensive Feldforschung und teilnehmende Beobachtung, um z. B. das Verständnis einer Kultur, Gemeinschaft oder Organisation zu erlangen oder zu vertiefen.
- Fallstudien: Detaillierte Untersuchungen einzelner Fälle oder Ereignisse zur Erkundung komplexer Phänomene.
- Diskursanalyse: In einer Diskursanalyse untersucht man die Verwendung von Sprache in Texten, Gesprächen oder anderen Kommunikationsformen, um soziale, kulturelle oder politische Phänomene zu verstehen.
Interviews, Fallstudien, Diskursanalyse und Gruppendiskussionen sind in der Regel induktive Forschungsmethoden. Die induktive Forschungsmethode beginnt mit spezifischen Beobachtungen oder Daten und versucht dann, allgemeine Muster oder Theorien aus diesen Beobachtungen abzuleiten. Dieser Ansatz wird oft in der qualitativen Forschung eingesetzt, um Phänomene in ihrem natürlichen Kontext zu untersuchen.
Sowohl die Methoden der qualitativen als auch der quantitativen Forschung haben Vor- und Nachteile und eignen sich jeweils für bestimmte Fragestellungen: Quantitative Daten sind messbar, daher ist bei diesen eher Objektivität gegeben (größere Stichproben führen zu höherer Objektivität und Validität) und sie sind eher reproduzierbar. Qualitative Methoden sind hingegen immer sehr subjektiv, nicht messbar, kaum reproduzierbar und auch eher schwer zu vergleichen. Dementsprechend sind erstere oft verallgemeinerbar, bei Letzteren lässt sich nicht von Einzelfällen auf die Allgemeinheit schließen. Die Standardisierung von quantitativen Methoden ist sowohl Vor- als auch Nachteil: Standardisierte Fragen in Umfragen können dazu führen, dass wichtige inhaltliche Nuancen verloren gehen. Dafür lassen sich quantitative Fragebögen aber schneller und unkomplizierter bearbeiten und auswerten. Außerdem sind sie reliabel – sie liefern konsistente und stabile Ergebnisse über die Zeit und in verschiedenen Kontexten. Qualitative Forschungsmethoden sind hingegen wesentlich flexibler als quantitative und Forschende können während der Studie ihre Fragen und Ansätze anpassen.
Die Mixed-Methods Forschung als Methodik der wissenschaftlichen Arbeit
In der Mixed-Methods-Forschung werden quantitative und qualitative Forschungsmethoden kombiniert und deren Vorteile ausgenutzt, um eine umfassendere Perspektive auf ein Forschungsproblem zu erhalten. Qualitative Forschung kann zur Entwicklung neuer Theorien beitragen, diese können wiederum mit quantitativen Methoden überprüft werden. Häufig wird dieser Methodenmix für die Ursachenforschung verwendet. Die Ursachenforschung soll dazu beitragen, Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen verschiedenen Variablen oder Faktoren zu identifizieren und zu verstehen.
Weitere Forschungsmethoden für die wissenschaftliche Arbeit
Bei vielen Themen und Forschungsfragen ist es schwer oder unmöglich, selbst Forschungsdaten zu erheben. In diesem Fall sind Literaturrecherche oder historische Forschung gängige Forschungsmethoden. Führt man eine Literaturrecherche durch, wird die wissenschaftliche Arbeit, die man verfasst, oft Literaturarbeit genannt. Für die Literaturarbeit untersucht man bestehende Literatur und bereits veröffentlichte Forschungsmaterialien, um Informationen und Erkenntnisse zu einem Thema zusammenzutragen. Man führt also eine Inhaltsanalyse durch.
Außerdem gibt es noch die Metaanalyse. Mit ihr kombiniert und analysiert man die Ergebnisse mehrerer unabhängiger Studien. Ziel einer Metaanalyse ist es, eine umfassende und objektive Schlussfolgerung zu ziehen, indem sie die Ergebnisse vieler Studien zusammenführt und auf mögliche Muster, Trends oder Effekte hin untersucht, die in den einzelnen Studien gefunden wurden.
Worauf ist bei der Wahl der Methodik zu achten?
Entscheidend für die Wahl der geeigneten Forschungsmethodik ist die Forschungsfrage bzw. das Ziel der Forschung. Die gewählte Methodik sollte in der Lage sein, die Fragestellungen effektiv zu beantworten und die gewünschten Ziele zu erreichen. Überlegen Sie, welche Art von Daten Sie sammeln müssen, um Ihre Forschungsfragen zu beantworten. Handelt es sich um quantitative Daten (z. B. numerische Messungen) oder qualitative Daten (z. B. Meinungen, Einstellungen, Texte)? Die Art der Daten beeinflusst die Wahl der Methodik.
Natürlich hängt die Methodenwahl auch davon ab, welche Ressourcen in welchem Umfang zur Verfügung stehen – Zeit, Budget, Ausrüstung, Zugang zu Probanden und Fachwissen. Außerdem spielt es eine Rolle, ob Sie die Ergebnisse Ihrer Studie auf eine größere Population oder auf andere Kontexte übertragen möchten. Quantitative Methoden neigen dazu, bessere Verallgemeinerungen zu ermöglichen als qualitative Methoden.
Zudem sollten sich Forschende bei der Methodenwahl darüber bewusst sein, ob sie überhaupt über die erforderlichen Fähigkeiten und das Fachwissen verfügen, um die ausgewählte Methode erfolgreich durchzuführen. Je nachdem, wie umfangreich und wichtig die Forschungsarbeit ist, sollte man sich lieber auf seine Stärken besinnen, anstatt Neues auszuprobieren.
Methodikteil für die wissenschaftliche Arbeit verfassen
Der Methodikteil ist ein entscheidender Teil einer wissenschaftlichen Arbeit, da er anderen Forschenden ermöglicht, Ihre Arbeit nachzuvollziehen und die Validität Ihrer Ergebnisse zu bewerten. Beim Verfassen des Methodikteils sollten Sie einige wichtige Gütekriterien einhalten:
Zeitform: Schreiben Sie in der Vergangenheitsform, wenn Sie darüber berichten, was Sie bereits getan haben. Allgemein gültigen Fakten oder Prinzipien sind in der Gegenwartsform zu verfassen.
Umfang: Der Methodikteil sollte ausführlich genug sein, um anderen Forschenden zu ermöglichen, Ihre Studie zu replizieren, aber gleichzeitig präzise und klar und ohne unnötige Details.
Begründung: Erklären Sie kurz die Gründe hinter Ihren methodischen Entscheidungen. Warum haben Sie eine bestimmte Methode gewählt? Welche Vor- und Nachteile hatte sie?
Kritische Reflexion: Erwähnen Sie auch mögliche Schwächen oder Limitationen Ihrer Methodik und wie diese Ihre Ergebnisse beeinflusst haben könnten.
Struktur des Methodikteils
- Beschreibung der Forschungsmethodik: Beginnen Sie damit, die allgemeine Forschungsmethodik zu beschreiben, die in Ihrer Studie verwendet wird. Erklären Sie, ob es sich um quantitative, qualitative oder gemischte Methoden handelt.
- Begründung der Forschungsmethodik: Begründen Sie anschließend Ihre methodische Entscheidung. Warum haben Sie diese Methode ausgewählt? Welche Vorteile bietet sie für Ihre Forschungsfrage?
- Detaillierte Erklärung der Forschungsmethodik: Gehen Sie nun detaillierter auf die einzelnen Aspekte Ihrer Forschungsmethodik ein, (wenn vorhanden) beginnend mit der Stichprobenziehung, Datenerhebung, Datenanalyse und allen anderen relevanten Schritten und Überlegungen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Beschreibungen klar, präzise und gut strukturiert sind, um anderen Forschern die Nachvollziehbarkeit Ihrer Arbeit zu erleichtern.
Checklist: Darauf ist bei der Methodik der wissenschaftlichen Arbeit zu achten
Folgende Checklist fast zusammen, worauf bei der Methodik einer wissenschaftlichen Arbeit zu achten ist:
- Forschungsfrage und -zielsetzung:
- Ist die Forschungsfrage klar und präzise formuliert?
- Sind die Ziele der Forschung deutlich definiert?
- Literaturrecherche:
- Wurde eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt, um den Forschungsstand in diesem Bereich zu verstehen?
- Gibt es Lücken in der Literatur, die Ihre Forschung füllen kann?
- Forschungsmethodik:
- Welche deduktiven oder induktiven Forschungsmethoden sind am besten geeignet, um die Forschungsfrage zu beantworten? (Quantitative, qualitative, experimentelle, deskriptive usw.)
- Ist nur eine Literaturrecherche oder sonstige Inhaltsanalyse möglich?
- Sind die ausgewählten Methoden praktikabel und ethisch vertretbar?
- Datenbeschaffung:
- Wie werden die Daten gesammelt (Umfragen, Interviews, Experimente, Fachliteratur usw.)? Gibt es Zugang zu Probanden?
- Sind die Dateninstrumente validiert und zuverlässig?
- Datenauswertung:
- Welche statistischen oder analytischen Auswertungsmethoden werden für die Datenanalyse verwendet?
- Sind die gewählten Analysemethoden der Datenauswertung angemessen für die Art der Daten?
- Ethik und Datenschutz:
- Wurden ethische Überlegungen bei der Durchführung der Forschung berücksichtigt?
- Sind Datenschutzrichtlinien eingehalten worden?
- Zeitplanung:
- Gibt es einen klaren Zeitplan für die Durchführung der Forschung?
- Sind genügend Ressourcen (Zeit, Geld, Personal) vorhanden?
- Dokumentation:
- Werden alle Schritte der Forschung sorgfältig dokumentiert?
- Sind die Daten und Ergebnisse ordentlich archiviert?
- Ist das Transkribieren der Interviews erledigt?
- Validität und Zuverlässigkeit:
- Wie wird die Validität (Gültigkeit) der Forschungsergebnisse sichergestellt?
- Wie wird die Zuverlässigkeit (Reliabilität) der Daten und Analysen gewährleistet?
- Interpretation der Ergebnisse:
- Sind die Ergebnisse angemessen interpretiert?
- Werden alternative Erklärungen oder Einflussfaktoren berücksichtigt?
- Schlussfolgerungen und Implikationen:
- Werden klare Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen gezogen?
- Welche praktischen oder theoretischen Implikationen ergeben sich aus der Forschung?
- Quellenangaben und Zitieren:
- Sind alle verwendeten Quellen korrekt zitiert und in der Literaturliste aufgeführt?
- Feedback einholen:
- Haben Sie das Forschungskonzept oder die Methodik mit Kommilitoninnen/Kommilitonen, der Betreuerin/dem Betreuer der wissenschaftlichen Arbeit oder anderen Experten besprochen und Feedback eingeholt?
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